Samstag, 20. Oktober 2007

Der stärkste Kompromiss

Die Woche der Sonette, wie mir scheint...sie drängen sich mir auf. Aber das stört bei schönen Frauen ja auch nicht.



In meinen Händen bist Du wieder Kind,
entwickelst wieder jene junge Kraft,
jenen jugendlichen Lebenssaft,
den zu finden alle suchend sind.

Auch ich bin Kind bei Deinem starken Sein,
verletzlich wird mein Kern aus Fleisch und Blut,
mit Schwäche schenke ich das höchste Gut
Dir Führenden – verwundbar bin ich Dein.

Und doch – wir machen beide starke Schritte
und beide sind wir sicher, sattelfest,
ein Kern aus Selbstbewusstsein in der Mitte.

Welch schöne Schwächung, die ich liebend nutz‘:
Dir bin ich nackt. Bedingungslos. Kein Rest.
Nach außen dann ein Mantel Ich zum Schutz.

Freitag, 19. Oktober 2007

Streites Echo

Langsam nur behaupten sich die Splitter,
dringen in die Wirklichkeit hinein.
Drüben die Karaffe, dort der Wein.
Die Sekunden schmecken dumpf und bitter.

Flecken auf dem Teppich, an den Wänden,
blutig malt die Flüssigkeit sich hin.
Welch Bedeutung, welch ein schwarzer Sinn,
zitternd steht die Luft und sind die Hände.

Später wird der Streit zu einem Schatten,
der verblasst, je dunkler er verweilt:
Lichte Hoffnung, die sie beide hatten.

Doch vergessen wird der Wein nie werden,
das Liquid hat viel zu fest verkeilt,
was sie trennt – im Himmel, so auf Erden.

Donnerstag, 18. Oktober 2007

Gewissen

Mein Blick entwindet sich der tausend Fragen,
gespielter Stolz entwirft sich durch den Raum,
erlischt die Augen – nur die Zweifel kaum.
Beseitigt nicht das stille Unbehagen.

Im Zwielicht badend mag man sich verstecken,
die Antwort schuldig bleibend wie ein Dieb.
Die Sprache wird sich irgendwann entdecken,
nachdem sie mir zu Abwehr schweigend blieb.

Doch später, wenn die Nacht die Sonne richtet,
später, wenn kein Laut das Urteil stört,
später, wenn das Schwarz mein Haus verdichtet,

dann kann ich nicht bestreiten, was geschehen,
die ganze Zeit im Spiegel schon gesehen:
Ein Schrei! Doch bleibt mein Wahnsinn unerhört.

Mittwoch, 17. Oktober 2007

Mal eben um den Verstand geträumt

Traumbewirkte Pressgedanken
streifen mir die Wahrheit ab.
Abgestreifte Wahrheitsranken
wachsen aus dem Klarheitsgrab.

Raumbestärkte Schaumtendenzen,
durch Erwachen aufgebauscht,
tauschen meine Faktengrenzen
flauschig aus, ich bin berauscht!

Dauernd laufen Austauschschüler
durch mein Hirn und raufen dort,
spielen fangen, strecken Fühler
nach der Wahrheit Heimatort.

Solchermaßen mich verlaufend
stoppe ich den Irrsinnslauf.
Mich dann kurz zusammenraufend
wache ich, noch schnaufend, auf.

Dienstag, 16. Oktober 2007

Fassaden und Welten

Hinter dieser lichten Menschfassade,
hinter dem Kulissenwerk aus Haut,
hinter dieser Taktik mit Rochade,
deren Sinn die Emotionsblockade,
ist ein Menschenleben aufgebaut.

Hinter diesen unbestimmten Blicken,
hinter Augen, deren Glanz man ahnt,
hinter dieser Höflichkeit beim Nicken,
die sich müht, das Inn‘re zu ersticken,
ist ein All, das Welten um sich bahnt.

Hinter diesen Possenspiel-Kostümen
hinter dieser frommen Schönheit Schein,
hinter diesen Künstlern, die sich rühmen,
voller Kunst die Lüge zu verblümen,
lauert stets das Drehbuch namens „Sein“.

Montag, 15. Oktober 2007

Momentaufnahme

Ein unsichtbarer Witz zieht ihre Brauen
zu feinen Bögen, zeichnet ihr Gesicht
in seiner Mimik voller Weltvertrauen,
ein Mehr an Ausdruck braucht es dafür nicht.

Und auch der Lippen feiner Winkel Zug
enthüllt subtil das vage Mienenspiel
in seiner Leichtigkeit, die Frohsinn trug,
ein Frohsinn, dessen stiller Mut ihr Ziel.

Die Augen stechen dumpf wie Diamanten,
die zwar verhüllt, doch allzu sichtbar sind,
sie gleichen dem Gefühl, dem wohlbekannten,
nach dem man meint, sie sei’n bald Frau, bald Kind.

Ihr sanfter Blick gen Himmel scheint zu fragen,
von welchen Dingen man noch singen mag,
und gleichsam zu sich selbst im Stillen sagen,
dass, was auch kommt, gespürt wird jeder Tag.

In diesem in sich ganzem Arrangement
verliert sich jede Wirklichkeit – und sie,
die ihren ominösen Teint
zu Tage trägt, schafft alle Harmonie.

Sonntag, 14. Oktober 2007

Grafitti

Die Nacht ist schwarz und schluckt noch jeden Schatten,
die Totenstille dient als Filmmusik,
und ihnen als Kulisse für den Krieg,
für den sie alles ausgeklügelt hatten.

Ein kurzes Regen, knapp ertönen Schritte:
Ein Zischen folgt, verweilt für kurze Zeit.
Sekunden nur, dann ist man schon bereit
zu flüchten, fern der Kunst in ihrer Mitte.

Und wenn man später Blaulicht sieht und hört
und Menschen, die Geschehenes verfluchen
und fiebrig nach den Übeltätern suchen,
dann fragt man sich, warum nur Kunst empört.