Samstag, 15. September 2007

Herbst

Die Tage werden früher dunkel,
die Welt beseitigt den Kontrast
und schafft ihn neu durch das Gemunkel,
das abends durch die Straßen schasst.

Die Winde wehen wieder wilder,
sie tragen halbe Bäume fort
und schaffen so die schönsten Bilder
von Blättern, denen Luft ihr Hort.

So kommt es, dass man g’rad spazierte,
im Stillen den Geruch genoss,
und wenig später schon, da zierte
den Körper reich ein Blättertross.

Ein güld’nes Ross fliegt durch die Lüfte,
die Fantasie auf ihrem Ritt,
der aller Leben schweren Klüfte
zärtlich durch die Kehle schnitt.

Die Himmel sind an Wolken reicher,
denn rascher ziehen sie hinauf,
doch rascher werden sie auch bleicher,
aufgrund des Windes raschen Lauf.

Er zwickt auch hier und dort Gesichter,
verschmückt sie frech mit Fransenschals,
und lächelnd glänzen Augenlichter,
sie riechen Laubwerk allemals.

Und Füße treffen Pflastersteine,
schlendern an der frischen Luft,
und jeder Schritt ist eine kleine
Erfrischung voller reinem Duft.

Und nie verbrüdern Mensch und Umwelt
einander so vollendet froh,
wie dann, wenn uns’re Erde stumm schnellt,
so voll Geräusch und lichterloh.

Vor Übereifer mischt der Maler
den Bäumen noch ein Rot mit an,
es strahlen leuchtend Leuchtestrahler
aus Rot und Blättern – welch ein Bann!

Vollkommen ist die Symbiose:
Natur und wir und sie und ich.
Ich schreite, jedem Alltag lose –
Die Kunst des Herbsts entfesselt mich.

Freitag, 14. September 2007

Träume, die der Einsamkeit entspringen

Wie sie ihren Blick voll Anmut senkt,
still und schön den schwarzen Augenbrauen
Schwung verleiht, voll Ausdruck ihre schlauen
Augen auf mich richtet – mich beschenkt,

wie sie ohne Vorsatz mich erreicht,
meinem Tiefsten das Gespräch erbietet,
mich bewohnt, mein Seelenleben mietet,
ist so wundervoll, dass nichts ihm gleicht.

Einzig eine Sache trübt das Laben,
nur ein Makel, sonst ist sie perfekt,
zu perfekt, um wirklich wahr zu sein:

Wollte ich sie wahrhaft bei mir haben,
hier in meinem Arm, bei mir versteckt,
müsste sich der Traum in’s Leben frei’n.

Donnerstag, 13. September 2007

Urkräfte

Es stehen die Mächte sich schweigend entgegen
und wägen beflissen im Strahle der Sterne
die Kräfte des Anderen achtungsvoll ab.
Erhaben erklären die Blicke im Regen
respektvoll des anderen Größe im Kerne,
ein ehrsames Wägen Elias’, Ahab.

Und wenn sie sich regen, verbergen die Schatten
in Falten des Dunkel das winzige Rühren,
zu hören ist einzig der ahnende Wind.
Und alle Geschichten, die Welten schon hatten,
verschwinden in zukunftsbezeugenden Schwüren
von kommenden Prächten der Zeuge wir sind.

Giganten entstehen durch solcherlei Geste,
erhaben betrachten sie einfach die Lage
und handeln gewissenhaft, stets überlegt.
Mit Augenmaß gleich einer göttlichen Meste
erkennen sie gleichsam den Mond auch am Tage,
erleben in Klarheit, was Herzen bewegt.

Die Spannung bleibt steigend, man spürt sie fast zerren,
die Winde erscheinen als Werke der beiden,
ersetzen die Urkraft der Umwelt im Krieg.
Dann endlich Bewegung: Synchron sind die Herren
zur Umkehr bewogen. Und somit vermeiden
sie weise das tierische Ringen um Sieg.

Mittwoch, 12. September 2007

Erinnerung. Bedauert.

Ich blicke in's Dunkel, die Iris weit offen,
versuch' das Verborgene doch zu erkennen.
Mein Blick ist die Suche und Blinzeln das Hoffen,
es möge das Wesen sich endlich benennen.

Ich ahne das Schlimme und wünschte, es lindert,
doch weiß ich mit Sicherheit: Nichts ist hier gut.
Ich kenn' die Umgebung aus Jahren, mich hindert
am wirklichen Sehen doch letztlich mein Mut.

Es scheiterten viele am dunkelsten Wege,
Erinnerung ist unser härterster Feind.
Er zetert und kratzt noch bei zärtlichster Pflege -
ein einziger Fehler, für immer beweint.

Dienstag, 11. September 2007

Grundfrage

Ich werde Asche sein, ich werde sterben.
Egal wie viel ich leiste hier auf Erden.
Vergänglichkeit. Ich werde sie vererben
und nicht mehr seh'n, wie sie ihr Opfer werden.

Und all mein Schaffen mit mir annuliert.
Zwar zehren, wenn ich glücklich bin, noch Jahre
die Menschen von den Werken, die kreiert -
doch werd' ich es kaum sehen von der Bahre.

Was bringt der fromme Wunsch, es möge weiter
das Leben meiner Lieben Glück verstärken,
wenn ich im Tode kläglich daran scheiter',
die Früchte dieses Wunsches zu bemerken?

Was bringt der Status, den ich mir erstreiten
und hart verdienen musste unter Schweiß,
wenn alles doch verschwindet und bezeiten
gelöscht wird, gleich mit allem, das ich weiß?

Man mag sich solchermaßen ernsthaft fragen:
Warum noch leben, wenn der Tod doch siegt?
Nur fragt man sich an allein seinen Tagen,
dann wird man seinem Leben so entsagen,
dass dieses dann erst recht schon nichts mehr wiegt.

Montag, 10. September 2007

Muse

Ein Leben als Inspiration für das Große,
stets Atmen für And're, posieren für sie.
Ich kann nichts, doch sieht er bei mir dort im Schoße
den Quell seiner Größe - ich sehe ihn nie.

Ich läch'le zu allem - er findet gefallen,
doch liegt's nicht am Lächeln, liegt nicht mal am Tun.
Und doch - nur von mir scheinen Töne zu schallen,
die einzig für ihn auf Akkorden beruh'n.

Ich schweife im Fernen bei ihm in der Nähe,
er nähert sich seiner entfernten Passion.
Und wenn ich die Körner des Könnens so sähe,
indem ich nur schweife, genügt das längst schon.

Auf einmal beginnt ihm ein Feuer zu sengen,
egal, welche Kühle ich vorher entsandt.
Erhitzt brennt er Kunstwerke in rauen Menge
auf Leinwand, mit triumphal lodernder Hand.

Dann tat ich, wofür ich ihm lange schon diene
und weiß auch nach Jahren noch lange nicht, was.
Bewirke zwar etwas, doch bin ihm nur Schiene
und mache nichts, bin weder trocken, noch nass.

Nur warum verehrt mich das große Genie?
Verlieben sich Mannequins auch in den Spiegel?
Ich traue mich nicht, eine Philosophie
zu erschaffen, befürchte, das wär' mir ein Siegel.

Sonntag, 9. September 2007

Raffael

Mit einer simplen Geste Deiner Hand,
mit einer schlichten Pose, reich an Worten
voller Poesie, die nur entstand,
um wortreich diesen Zauber zu beschreiben,
schaffst Du, jene Grazie zu horten,
die unmöglich ist, einzuverleiben.

Sekunden huldigend verstreichen Zeiten,
derer man sich niemals recht gewahr
geworden wäre, kämst nicht Du zu leiten,
nur mit Anmut sie zu dirigieren -
Taktstock der Natur stellt Großes bar
und bloß im Kleinen dar, Moment erfrieren.

Ein sanftes Licht betont galant die Wärme
jener Finger, deren Krümmung zart
und zwischen stark und fernab aller Lärme
nahezu perfekte Symmetrie
kreiert, derweil der Rest des Armes ward
von feiner Müdigkeit gelegt durch sie.

Die Schönheit dieser Geste ist nicht prall,
sie sticht nicht in die Augen wie der Glanze
vielen Goldes, nein, sie ist wie Schall -
unaufdringlich nimmt sie mich beiseite,
hüllt mich nur mit Aura in Romanze,
deren Worte ich zum Blatte leite.