Samstag, 28. Juli 2007

Freund

Gute Menschen, oh, sie sind so selten!
Kaum getroffen, reisen sie schon weiter,
kurze Zeit nur froh, nur kurz so heiter,
schon verschwinden sie in and're Welten.

Niemand kann vergelten, welchen Wert
solch ein Mensch, mit dem man einfach sprechen,
einfach reden kann, nur hat, wir brechen
Konventionen
Kraft, die ewig währt.

Darum frage ich mich, wenn Du gehst:
Sollte ich Dich besser gar nicth schätzen?
Mache ich mich schwach, werd' ich verletzt?

Doch, wenn Du beim Abschied vor mir stehst,
weiß ich, dass von allen meinen Schätzen
Du der größte bist – Dich nichts ersetzt.

Freitag, 27. Juli 2007

Rückgratresonanz

Entschließe ich mich, euch mein Ich zu zeigen,
ist die Reaktion ein Witz auf meine
Kosten, denn ihr meint, dass ich alleine
handle, um zu präsentier'n mein Eigen.

Dabei – warum sollte ich verschweigen,
was in Wahrheit Freude ist und keine
Art der Darstellung, warum vereine
ich nur permanent das Leid mit Reigen?

Warum akzeptiert ihr denn mein Schweigen,
akzeptiert jedoch dann nicht das reine
Leben, wozu freie Menschen neigen?

Sagt mir: Warum denn in Rollen steigen,
nur damit es höflich ist – und scheine?
Verrufen lieber noch, als unter Feigen...

Donnerstag, 26. Juli 2007

Hart geworden

Man sagt doch immer, Fortschritt sei so gut,
aber wenn ich mich mal gehen lasse,
wenn ich mir ein Herz mal endlich fasse,
nennt man diese Freiheit Übermut.

Man sagt doch immer, Fliegen – das sei frei.
Nur hebe ich auch nur ein Stückchen ab,
zeige mal von oben, was ich hab',
heißt es nur, es sei Angeberei.

Man sagt doch immer „Sei Du selbst, mehr nicht!“.
Nur bin ich nur ich selbst, kein bisschen mehr,
macht mir jeder gleich das Leben schwer,
meint, ich präsentierte mich im Licht.

Ich scheiße drauf, was andere mir sagen,
scheiße auf den Ausdruck, auf das Wort.
Hier – im Dichten habe ich den Ort,
der erlaubt, mich offen zu betragen.

Mittwoch, 25. Juli 2007

Unbeantwortet

Herber Zauber, sag mir eine Lüge,
werde mir zum Dichter, sei mein Gott!
Lüg für mich, auf dass mein Blick mich trüge,
oh, verfiel ich nur dem tumben Trott!

Zeig statt Spiegeln mir nur schöne Bilder
und bestich die Amsel, dass sie singe,
so, als würd' mein Sehnen nicht mehr wilder,
immer, wenn ich mit ihr in mir ringe.

Bitte, Hirngespinst, erlaube Hoffen!
Lass mich hoffen, ich sei bald genesen.
Nur bis dahin bleibt der Wunsch mir offen,
dieses Lächeln sei für mich gewesen.

Dienstag, 24. Juli 2007

Revolutionär

Verzeiht mir, oh Brüder, wenn alles beim Gleichen,
wenn alles beim Alten, Bewährten doch bleibt.
Ich tat wohl mein Bestes, ich stellte die Weichen,
ich habe die Revolution einverleibt.

Ich habe im Herzen die Stürme verspürt,
die all jene großen Veränderer sah'n.
Ich habe mein Tun nur mit Herzem geführt,
ich liebte die Dinge, die durch mich geschah'n.

Ich war egoistisch – im Sinne des Plans.
Ich war auch begeistert, war vollends dabei.
Ich sah all das Alte im Zuge des Wahns
schon wanken, ich dachte, wir wären bald frei.

Ich hoffte, das Große, Gesamte zu sehen,
ich meinte, es wäre nun schließlich die Zeit,
da ließen wir Neuen das Neue auch gehen,
ich sehe wohl heute: Es war nicht so weit.

Und dennoch vermochte ich letztlich das Gute,
den Konsens der Anderen nicht zu erheben
auf Höhen des Höchsten und auf jene Route,
von der aus die Götter uns Zwerge erleben.

Montag, 23. Juli 2007

Vogelmuttermord

Traurig schreit der Vogel schon seit Stunden,
mehr ein Fiepsen denn ein echtes Schrei'n.
Dieser Vogel ist noch Jung, ist klein,
umso schlimmer, was er muss bekunden.

Unten fläzt das Ungetüm lasziv,
streckt die langen Glieder von sich fort,
kein Gewissen, nicht ein Hauch von Mord,
nicht ein Blick zum Vogel, der dort rief.

Ewig gleich, wie monoton zum Troste,
fast, als klammerte das arme Wesen
sich an das Vertraute, bitter lesen
sich die Töne, die das Schicksal loste.

So zerbrechlich, nicht bereit zu leben,
nicht bereit, allein zu existieren,
lange nicht bereit, schon zu verlieren,
was das Sein als Einziges gegeben.

Tausend Rufe, tausend werden kommen,
aber nichts wird diese Tragik enden.
Irgendwann, vielleicht lässt er's bewenden,
wartet, bis auch ihm das Sein genommen.

Sonntag, 22. Juli 2007

Die Liebe aus Sicht des Ungeliebten

Man sieht dieser Wochen so viel junges Glück,
Da wird man fast neidisch und etwas infam
verankert sich Häme ins Denken ein Stück,
genug, dass so mancher Gedanke mir kam:

Erst hält man noch Händchen, dann hält sich die Waage,
und wenn sie sich drauf stellt, dann wird’s bald schon mehr.
Dann fragt sie ihn, weshalb er ihr nie mal sage,
sie sehe so leicht aus – nur fällt ihm das schwer.

Und bald schon verwandeln sich Frühstücksgedecke
in fleckige Reste, gewöhnliches Essen.
Die Reizunterwäsche liegt in der Ecke,
doch nicht wild entrissen, sie wurd' nur vergessen.

Die Flaschen mit Wein, die noch g'rad stolz kredenzt
mit funkelnden Gläsern, die eifrig geputzt,
werden heut' auch getrunken, nur ist sie begrenzt,
die Freude am Blute, das's Sofa verschmutzt.

Und packt er sie nochmal mit inniger Hitze,
erwischt er sie kalt und sie bleibt nicht ganz cool
und sagt ihm, er solle das lassen, sie schwitze,
dann rettet sie, kopfhaltend, sich schnell zum Stuhl.

Ihr nennt mich sarkastisch? Meint, dass ich nur hasse?
Das ist nicht gerade sensibel, ich bin...
ich muss nur beweisen, dass ich nichts verpasse,
wenn ich alleine die Liebe ersinn'.