Samstag, 7. Juli 2007

Zuneigung im Spiegel der Sprache

Es ist schon faszinierend, wie Gedanken,
die alle nur um eines kreisen können,
beim Kreisen um das Eine letztlich wanken,
und mir beim Kreisen keine Ruhe gönnen.

Und halt ich es für albern, seh' ich gleich:
So albern ich es finde, es beschäftigt
mein Wesen, macht mich arm und macht mich reich
und bin durch diesen Wechsel nur bekräftigt.

Ich fühle mich, als wär' es mir verboten,
zu allem, was mich rührt, ein Wort zu sagen.
Doch ist es zwar erlaubt, jedoch beim Loten
der Wörter lach' ich über mein Betragen.

Ich habe wohl inzwischen eins verstanden:
So eloquent ich bin, so reich mein Schatz
an Wörtern, hier muss auch mein Wortschatz stranden:
Für Zuneigung fehlt Sprache schlicht der Platz.

Freitag, 6. Juli 2007

Liebeslast

Und es scheint, als würden alle Lüfte Schweigen,
nicht ein Staubkorn, dass noch Klang erregt,
diese Welt steht still für mich, sie wird mein Eigen,
weil sich nur mein Auge noch bewegt.

Tausend Vögel schweben ohne Flügelschläge,
tausend Halme Gras, die ohne Wind
sich neigen, nichts ist mehr dynamisch, nichts ist träge,
einzig meine Blicke sind geschwind.

Wie ein stilles Leben auf der rauen Leinwand,
dessen Licht der Künstler fein geschönt,
dass subtil Kontrast und Kraft sich einfand,
wird durch diese Welt mein Seh'n verwöhnt.

Wenn ich sie allein vor'm geistig Auge sehe,
ist es wie im Film, ist wie im Bild:
Dort ist sie. Sonst nichts. Und ich, betrachtend, stehe
selbst nicht im erfundenen Gefild'

meines Geistes, sie allein vereint die Welt
welche durch Erinnerung und Denken
ich mir schaffe, ihretwegen, mir gefällt
es nur zu gut, mir diesen Traum zu schenken.

Und bin ich einmal töricht, greife ich mit Händen,
deren Grobheit hässlich im Kontrast,
weiß ich gleich: Ich lasse es dabei bewenden,
nur passiv verehren, Liebeslast.

Donnerstag, 5. Juli 2007

Imperium

Glas erstreckt in seiner vollen Gänze
sich an Balken, eisern und solid,
dass dem Auge dies Gebäude glänze,
wenn es voller Ehrfurcht um sich sieht.

Tore dieser Schönheit, sanftes Schwingen,
edel gleiten Pforten, deren Größe
unnütz, auseinander, und sie singen,
bringen Gold, geh'n leer und füllen Schöße.

Darbt die Pracht im Inneren an Seele,
umso größer nur der Überfluss,
den man durch die Schönheit nie verhehle,
nie erklärt man seinen Überdruss.

Darum wundern Menschen, wenn ich lache,
sich und fragen mich nach meiner Not.
Und ich sag: "Die Not an dieser Sache
ist nicht meine – dieser Klotz ist tot!"

Mittwoch, 4. Juli 2007

Körpersinne

Sanft erforschen kleine Zärtlichkeiten
jede Prägung, jedes Element,
alles Große, alle Kleinigkeiten,
die ein Wesen fühlend einem nennt.

Fast als trügen sie die größte Sorge
manövrieren Fingerspitzen fort,
hoffend, dass die Haut solch Wärme borge,
welche mehr besagt denn jedes Wort.

Kommunikation im ewig Kleinen,
wie subtil nur kann Gespür denn sein?
Stimmungen, als würden Sonnen weinen,
sie vereinen, laden spürend ein.

Jeder winzige Impuls entfachend
Feuerwerke innerer Substanz,
und ein Sinn, der vorsichtig, doch lachend
sich bedient des tiefgründigen Tanz.

Jede Regung wird erneut empfunden,
als empfände man ein erstes Mal,
jeder Klang ist noch nicht überwunden,
wenn der neue wallt im Reigental.

Solchermaßen explodierend tastend
geht das Schauspiel fast unendlich fort,
keine Zeit, die mahnend oder hastend
dieses Sein so sterblich macht, kein Wort.

Dienstag, 3. Juli 2007

Intolerable Toleranz

Verweigert eure ewig schmalen Kanten,
seid nicht tolerant, nein: Schwingt das Schwert,
denn alles, was nur halbwegs lange währt,
entbehrt den Sinnen, die mich übermannten.

Gerade, als ich dachte, dass mein Wert
den Durchschnitt bald erreicht, bald übersteigt,
da hat das Schicksal unsubtil gezeigt,
wie schnell das Unglück umschlägt und sich kehrt.

Darum, Menschen, wartet nicht erst lang,
zeigt nicht euren Teil der wahren Güte,
singt nicht der „Gerechten“ Hochgesang!

Darum, um euch selber willen, sagt
jede Phrase, sei sie auch verfrühte,
wenn es denn der Stärke nur behagt!

Montag, 2. Juli 2007

Inadäquat-nonverbale Indifferenz bei der Antwort

Danke auch für das beredte Schweigen,
nein, im Ernst: Wer braucht schon Reaktionen
auf Fragen, die nicht g'rade dazu neigen,
Gefragte vor der Antwort zu verschonen.

Allerdings frag' ich euch hiermit alle:
Welchen Sinn hat bitte noch das Fragen,
wenn man nicht im ordentlichen Falle
zu rechnen mit der Antwort sich darf wagen?

Da ihr allerdings zu schwer euch tut,
ganz generell für Klarheit mal zu sorgen,
werde ich aus Vorsicht nicht den Mut
zur Antwort darf erwarten noch vor morgen.

Daher, Freunde, haltet lieber gleich
den Rand und müht euch nicht mit dummer Mühe
und an blöden Witzen endlos reich
einer falschen Antwort dieser Frühe.

Dann, wenn ihr euch nichts zu sagen traut,
dann seid doch bitte wenigstens loyal
und sagt mir „nein“, was mich doch schon erbaut,
weil Klarheit herrscht – der Rest ist mir egal!

Sonntag, 1. Juli 2007

Unter den Blinden ist...

Es beginnt zu regnen, alle flüchten unter
irgendeinen Unterstand, der in der Nähe
stand, und hoffen wie der Hund, wie jede Krähe,
auf das Ende. Doch der Regen klopft recht munter

auf die Dächer, die, gebietend Zuflucht, Schutz
verheißen. Gleißend reißen Blitze grelle Schlitze
in den Himmel und aus Angst versucht man Witze;
diese als Versteck vor Furcht, das Dach vor Schmutz.

Und konzentriert und komprimiert erwartet jeder
nur den Frieden, den die Sonne uns beschied,
damals war's gepfiffen, jetzo summt man's Lied.
Und gar nichts hilft: Kein Pelz, kein Nylon, auch kein Leder.

Und jede Brise, nur ein wenig Regen bringend
in die Richtung derer, die sich unterstellten,
unterstellt subtil denen, die gesellten,
wie fragil die Laune, die sie vorhin, singend

hatten, ist, und wie zerbrechlich jedes Glück,
wie ein jeder Mensch nicht unabhängig, frei
sich macht, indem er, kommt ein wenig Nass vorbei,
schon schreit – sich selbst begrenzt, sich Grenzen setzt ein Stück