Samstag, 30. Juni 2007

Generischer Maskulinum

Liebe Lehrerinnen, liebe Lehrer,
haben sie die Schülerinnen und
die Schüler schon gewarnt, dass jeder Hund
und jede Hündin, wenn man füttert, schwerer

werden kann, weil jedes bisschen Fressen,
wie auch jede Fressin Kalorien
sowie Kalorieinnen beziehen,
und die Tiere gerne davon essen,

wie die Tierinnen natürlich auch,
die den Männchen und den Männcheninnen
wahrlich ähnlich sind, sie sinnen
wohl danach, zu sein nach gleichem Brauch?

Daher sage ich, die Direktorin,
der Direktor gleichsam noch dazu:
Lassen Sie die Wesinnen in Ruh',
diese Wesen machen kaum noch Sinn.

Freitag, 29. Juni 2007

Arbeiter

Freunde, lasst die Gelder fließen!
Heute wird gefeiert und
alles wollen wir begießen,
edler Wein füllt uns'ren Schlund,

urgesund und kräftig fühlen
wir uns heut' am Ehrentag,
da wir nun im Munde spülen,
was man sonst verehren mag.

Ach, wie haben wir geschuftet,
ach, was war das Leben schwer!
Doch wenn heut' das Glase duftet,
fühl'n wir keine Schwere mehr!

Der Triumph der langen Stunden
offenbart den schönsten Lohn,
der uns müßigt, zu bekunden,
dass die Stunden uns nun Hohn!

Jedoch morgen, wenn wir wachen,
dann beginnt die neue Qual,
wieder Stunden, bis wir lachen,
doch wir haben keine Wahl...

Limerick VIII - Schneewittchen

Es biss einst das junge Schneewittchen
recht herzhaft in ein schönes Schnittchen.
Doch nach einem Bissen
hat sie's weggeschmissen,
da nannte das Brot sie ein Flittchen.

Donnerstag, 28. Juni 2007

Gebildete Gefühle

Alles scheint mir heute obsolet,
keine eurer Regeln ist valide,
wenn man Bagatellen dann versteht,
werden sie zu einer Farce rapide.

Wie frigide kann ein Geist nur sein?
Und welch labile Kontinuität
veranlasst diesen stolz agiern'den Schein,
zu einer Liaison, die Kummer säht?

Darum isoliere ich Malheur,
kontrahiere opportun Kalkül,
Glück als Antonym, wenn ich Dich hör',
weil im Nukleus konträr ich fühl'.

Mittwoch, 27. Juni 2007

Drogen

Alle Rezeptoren tanzen Tänze,
alle Pracht entblößt sich dort im Blut.
Und in seiner wunderbaren Gänze
tut die Kraft der Wirkung wirklich gut.

Tausend Schmetterlinge schönster Farben
spielen Ringelreihen froh im Kreis,
geben sich ein Stelldichein und darben
muss hier niemand, welch perfekter Preis!

Doch wenn erste Schleier blassen Graus
über diese Szenerie sich legen,
ist die Ahnung einer Kehrt hinaus.

Elend, bis das nächste Mal begonnen,
das macht diese Drogen so verwegen:
Niemals hat man wirklich was gewonnen.

Dienstag, 26. Juni 2007

Wollen wir nochmal...?

Ein Abend, den man so zu zweit genoss,
Wein und Brot und Film und noch mehr Wein,
dabei nicht besinnungslos – oh nein!
...zumindest nicht durch das Getränk, das floss.

Doch, wenn man reflektiert und ehrlich ist,
war viel Besinnung wahrlich nicht mehr da.
Umso mehr, da sinnlich viel geschah,
solcher Art, was niemand je vergisst.

Da schmiegten in des müden Lichtes Wärme
heiße Körperglieder sich entgegen,
zelebrierten Tänze, die verwegen,
die verboten schienen, tausend Schwärme
aller denkbar unerlaubten Träume
schwirrten, während man einander nahm
und völlig nahm, ohn' Rücksicht, ohne Grahm,
in die durch bloßen Sex erfüllten Räume.
Alle Welt hört auf zu existieren,
alles wird entladen durch den wilden
ungehemmten Beischlaf in Gefilden,
Lust und Fleisch und Wollen sie verzieren.

Schließlich bleibt ein Rest der freien Stunde,
und ein Rest Erotik, man ist nackt,
auch nach dem Erguss, der einem Pakt
der Willigen entspricht, geheime Kunde.

Nur erklärt sich eines wahrlich schwer:
Warum, wenn intimer man nicht werden
kann, warum dann ewig die Beschwerden,
wenn man meint, man wolle es doch sehr
und nur zu gerne nochmal wiederholen?
Warum es nicht einfach wieder machen,
wieder ineinander gleiten, Sachen,
die verboten, und Symbolen
fröhnen, die man nur beim Sex erkennt?
Warum dann nicht wieder alles geben,
sich in purer Lust nochmals entleben,
wenn man, was gescheh'n, sein Eigen nennt?

Montag, 25. Juni 2007

Ehrlich lachen (Humor)

Und ist es alles Leid und dumpfe Pein,
was Dein Gemüt empfindet, wenn es lacht,
dann lass das dumme Lachen doch mal sein,
Du glaubst doch nicht, dass uns das etwas macht!?

Im Gegenteil: Dann sei doch mannsgenug
und steh zu Deinem Kontra, Deinem Nein!
Versteh doch: Besser üb' nicht den Betrug
am eign'nen Wesen, besser sei uns klein

für den Moment als ewig ohne Größe
in Deinen Augen, weil Du Dich versteckst!
Dann besser gib vor Freunden Dir die Blöße,
als dass Du Dir Dein Spiegelbild verdeckst!

Sonntag, 24. Juni 2007

Erziehung

Aus Liebe gewaltsam, welch grausamer Krieg,
so liebend enthaltsam, welch trauriger Sieg.
Mit Worten wie Peitschen, Belohnungen fast
wie Zuckerbrot, welch seiden Bett dort im Knast.

Erschaffen wir Normen, erschaffen wir Werte
und alles, was währte, ist gut und Gelehrte
vermitteln die Lehren, die's Leben beschweren,
um gleichsam zu lernen, wie wichtig sie wären.

Gebären wir Ordnung, verwehren wir Trauer,
entgegen der Schwere der menschlichen Mauer
belauern die Geister der Freude den Wall,
wie Bauern im Schach: Kurze Freude, dann Fall.

Und während Dämonen der höheren Weise
die Unschuld beflecken, erst heimlich und leise,
wird Greise manch' Kind und man pflegt ihm zu sagen:
„Dies Laster, mein Junge, musst selber Du tragen!“