Samstag, 26. Mai 2007

Am Leben ertrunken und doch...

Die Sonne wirft Strahlen, beleuchtet das Wasser,
versucht zu enthüllen, was schwerelos treibt.
Ein heimliches Glitzern beschwert den Moment,
Vermutungen schweben und niemand verkennt
die Wichtigkeit dieser Entdeckung: Noch blasser
als Lichter erscheint, was das Meer einverleibt:

Ein Körper, halb Frau und halb Mann, in der Schwebe,
die lockigen Haare im Auftrieb, der Rest
scheint leblos zu liegen auf Kissen aus Wellen
und Träume erscheinen, um gleich zu zerschellen,
auf dass dieses Meer jenem Körper wohl gebe,
was ihn für die Ewigkeit dort ruhen lässt.

Die Glieder aus Seide bewegen sich nicht,
die Finger sind regungslos anmutig, und
die Augen geschlossen, ein friedlicher Schlaf.
Man fragt nach dem Schicksal und fragt sich: Wie traf
der Irrtum der Welt dieses schöne Gesicht,
wie traf nur das Schicksal den zierlichen Mund?

Am Leben ertrunken, an Schönheit erstickt.
Beim Aufwachen kläglich an Träumen zerbrochen.
Der Irrsinn der Intensität wurde Richter,
zum Henker erkor er sie aus. Jetzt die Lichter
des Wassers, zu zeigen, wem's Unglück geschickt.
Ein Widerspruch: Schlimmes so herrlich gesprochen.

Freitag, 25. Mai 2007

Von Türen und ihrem Durchlaufen

Bei allem, was ich stetig von mir gebe,
bei aller Weisheit, die ich euch vermache,
nehmt euch nur und gebt mir dann zurück:
Sagt, wie ich denn selber richtig lebe,
sagt: Wie wird aus dieser Wissenslache
nur ein Leben? Wie wird daraus Glück?

Wie kann ich, der ich als Alter weise
und beratend euch auf Reisen leite,
jemals nur ein Kompass selbst mir sein?
Sind die Lehren, die auf kluge Weise
allumfassend ich mit Wort verbreite
nicht für jedermann? Nicht allgemein?

Sind sie mir zu klein? Fehlt das Vertrauen,
dass mein Wort auch Wahrheit ist, in mir?
Wie soll ich die Diskrepanz erklären?
Wie kann ich verwehren, was als schlauen
Rat ich wissen möchte? Und negier'
ich denn nicht, was meine Träume wären?

Letztlich ist die Tragik leicht zu greifen:
Alles geb' ich von mir, doch ich weiß
niemals selber, ob ich Wahrheit sage.
Wer es glaubt, für den ist jedes Schweifen,
jeder Ratschlag wahr und wird so leis
zu jenem Leben, das ich mir nicht wage.

Donnerstag, 24. Mai 2007

Nicht jeder Schritt ist sicher

Renne, renne, renne endlich fort!
Ha! Und sieh' die Straße rollend fließen,
wenn im Dunkel Lichter sich ergießen,
Spiegelbilder in Geschwindigkeit
Dich passieren. Ha! Verlass den Hort
der Dich das Verlassen ließ beschließen!

Alle Wesen sprießen Dir entgegen,
während Du im Trabe stolz verrennst,
dabei leider durch den Stolz verkennst,
wie Du all die fromme alte Zeit
hinter Dich beförderst, welch ein Segen
diese Hölle, die Du Leben nennst!

Ha! Da spritzen schon die ersten Tropfen
kleiner Pfützen, die Du rasch zertreten
hast, sie sind zerstört in ihrer steten
Weisheit, die voll schwarzer Bitterkeit
klebrig und verdrießlich wie ein Pfropfen,
den die Götter Dir aus Knochen kneten.

Oh, was streift den Blick aus edlem Auge?
Oh, und sag: Wann trifft die Welt Dein Wesen
solchermaßen, dass Du Dich genesen
wähnst nur durch's erkennen? Sei gescheit!
Renne, renne, dass es etwas tauge!
Renne, renne, renne Welten lesen!

Mittwoch, 23. Mai 2007

Gedeihen bedarf Geduld

Im Sturm erobernd knickt man schnell die Rosen,
deretwegen man so stürmisch kam.
Unverzeihlich wäre wohl die Gram,
über den Verlust der ed'len Blüte,
der man sich im tollen Liebestosen
doch so leidenschaftlich noch bemühte.

Schon erscheint Dir alle Müh' verfrüht,
alles Toben wogt auf hoher Welle,
zu viel Wasser in zu großer Schnelle
sorgt dafür, dass jeder Duft ertrinkt.
Alles, was noch heute stolz erblüht,
welkt schon morgen, wenn man zu sehr ringt.

Jedes singen, jeder stille Reim,
das erklingen jedes frohen Tons
wird zu schnell ein Zeichen bloßen Hohns,
wenn man alles zu sehr übertreibt,
alles jubilierend, taub im Keim
erstickt und sich das Leben einverleibt.

Dienstag, 22. Mai 2007

Parallelwelten

Ich stehe auf des Berges höchster Spitze,
spüre diesen Klimax auch in mir,
dort am Firmament erleuchten Blitze,
dort am Horizont ein Wolkentier,

wie ich in den Abgrund runterschaue,
sehe ich da unten meinen Hund,
darum spring' ich einfach rein in's Blaue,
wenig später wird schon alles bunt,

und ich tauche ein in einen Bergsee,
nur ein kleiner Zwerg stört meinen Frieden,
weil er mich so stört, tu' ich dem Zwerg weh,
hätt' er's Stören besser mal vermieden!

Jetzt, wo ich es mir so überlege:
Warum bin ich eigentlich nicht tot?
Ach, was soll's – ich gehe neuer Wege,
weshalb rauche ich denn wie ein Schlot?

Tief enttäuscht noch über diese Dummheit,
wende ich mich wieder von mir ab,
frage mich, wer hier denn nur so rumschreit
und da steht ein Clown an einem Grab.

In der Grube liegt Beate Uhse,
komisch, denk ich, was macht die denn dort?
Als der Clown fragt, ob ich gerne schmuse,
suche ich mir flugs 'nen and'ren Ort,

und ich lande glatt in meinem Zimmer,
höre meinem Wecker sein Geschrei,
alles sieht auf einmal aus wie immer
und ich merk': Der Traum ist hier vorbei.

Montag, 21. Mai 2007

Aufregung des Philosophen

Was bist Du für ein Schwein – soll ich jetzt lügen?
Nach „Höflichkeit“ benennst Du diese Farce?
Ich lache in mich rein und denk': „Das war's?“
Wie kann man sich nur jemals so betrügen?

Du blickst mich an und wirkst auch noch zufrieden,
ja, klasse, endlich hat mal wer gefragt!
Oh, bitte – hast Du echt so schnell verzagt?
Und dürstet Dich nicht nach was Du vermieden?

Ich lüge nur und Du erfreust Dich meiner,
wie meine Worte prasselnd das zerfetzen,
was Philosophen jahrelang zu schätzen
wussten(, doch bewahren konnt' es keiner...).

Welch dämlich-blödes Götzenwerk, zu sagen
man kannte sich, wenn man bisweilen spricht.
Wie kannst Du's wagen – ich verstehe nicht –
„Wie geht’s Dir“, Heuchler, auch noch mich zu fragen?

Sonntag, 20. Mai 2007

Wie intensiv muss ein Leben gelebt werden und kann man das überhaupt je wissen?

Intensiv gelebtes Allessein.
Alles ist in mir und ich bin es.
Alles. Nur was ist das? Pause. Rein.
Jeder Ton addiert, ist das jetzt Stress?

Pause. Raus. Die Welt ist groß, so groß.
Oh so groß ist alles, was ich weiß,
Und ich weiß so wenig. In den Schoß
Verkriechen, warum nicht? Wenn ich zerreiß'.

Irrer Blick naturgegeb'ner Stille,
Alles auf dem Kopf. Ich werde taub.
Hörsturz meiner Sinne? Oder Wille?
Will ich nicht mal pusten? Dieser Staub

Und dieser Dreck der alten Tage
Fein. Nur fein ist manchmal sogar gut.
Langeweile? Nein. Welch blöde Frage!
Pause. Rein. Ich spüre Übermut.

Ewig rauscht der Bach. Und diese Fische,
Bunt, so bunt erschimmert dieser Braus
Voll Schuppen, die ich instinktiv vermische
Mit allem, was ich sehe! Pause. Raus.