Freitag, 16. November 2007

Entmutigt

Zu verworren ist mir oft das Leben.
Bin ich schwächer, wenn ich dieses sag‘?
Nein, ich glaube, dieses zuzugeben
ist ein Ding, das jeder leicht vermag.

Zu versponnen alle diese Leute,
alles, was sie sagen, jedes Wort,
die Gedanken, die mich mögen heute,
die mich hassen morgen, stiller Mord.

Zu verletzend sind mir meine Schulden,
meine Haftung, meine Garantie.
Alles muss ich ich sichern, alles dulden,
frei zu atmen schaffe ich fast nie.

Zu verdreckt und klein die Analyse.
Dies ist kein Gedicht: Dies ist ein Witz.
Gewächse einer schwachen Hypophyse,
die Welt als Schlucht, mein Text ein kleiner Ritz.

Donnerstag, 15. November 2007

Excalibur

Excalibur, Excalibur,
was willst Du doofes Schwert denn nur?
Nun steckst Du dort in diesem Stein
und willst nicht raus – nicht weiter rein
und lachst, wenn einer kläglich zieht,
Dir schmachvoll auf die Klinge sieht,
Excalibur, Excalibur,
was willst Du doofes Schwert denn nur?

Excalibur, Excalibur,
Du spielst mit diesem dummen Schwur!
Verspottest alle, groß und klein,
und niemand kann nach Hilfe schrei’n,
denn wer Dich will, der muss allein
der Auserwählte dafür sein.
Excalibur, Excalibur,
was willst Du doofes Schwert denn nur?

Excalibur, Excalibur,
nun sieh doch diesen armen Bur!
Der zieht, als gäb’s kein Halten mehr,
doch Halten gibt’s – Du hälst Dich schwer
und immer mehr an diesem Stein,
wie kann man denn so stur nur sein?
Excalibur, Excalibur,
was willst Du doofes Schwert denn nur?

Excalibur, Excalibur,
Jetzt hat Dich wer! Sein Herz ist pur!
Er zog wie jeder and’re auch,
doch nach der alten Sage Brauch
entschlüpftest Du dem Felsen rasch
(und dabei zog er etwas lasch),
jetzt merkst Du, was es heißt, zu leben,
wird einiges auf’s Eisen geben,
Kämpfe, Schlagen, Kriege gar –
Du beziehst für immerdar
die Prügel dieses edlen Herrn,
sag: Hast Du diesen Schwur noch gern?
Excalibur, Excalibur,
Da hast Du Deinen doofen Schwur!

Mittwoch, 14. November 2007

Antarktis

Ein Klirren zischt durch hartgeword'ne Kälte
und kalte Nässe tropft von Feuchtigkeit.
Ein Zwieton, nihilierend Raum und Zeit
entbehrt der Wirklichkeit, die ihn entstellte.

Wie wildgeworden - ohne jede Regung.
In stiller Qual treibt alles unbewegt.
Und quält sich mehr noch, wenn ein Laut sich regt,
verdammend jenen Kraftakt der Bewegung.

Die Macht des Krachens gleicht dem Gigantismus,
des Urgewalt sich Götter sonst verseh'n.
Ein surreales Stöhnen, bald ein Fleh'n,
enthüllt der starren Ferne Eskapismus.

Ein weißer Tod in weißer Camouflage.
Und keines Lebens Ohren nehmen wahr,
wie grausam herrlich, roh und wunderbar
erklingt der hohe Schrei der kalten Rage.

Dienstag, 13. November 2007

Wie wertvoll ist ein Mensch?

Es ergießen tausend Sprossen
von vermeintlichen Kolossen,
die behaupten, stark zu sein,
die uns sagen, wir sei’n klein.

Es ersprießen tausend Flüsse,
tausend Früchte, tausend Nüsse,
wir, so sagt man, war’n das nicht,
wir sei’n dafür viel zu schlicht.

Es vertuschen tausend Farben
tausend Fakten, nur wir darben
ohne Zweck und ohne Sinn,
ohne das markante Kinn.

Es verfärben tausend Tuschen
Menschenwesen, die da kuschen,
weil man sagt, sie sei’n nichts wert,
sprich nur, göttlich großes Schwert!

Montag, 12. November 2007

Verrückt

Hätten Sie gern noch ein Stück?
Oh, danke, ich bin schon so satt!
Ich glaube, ich werde verrückt.
Ein Zustand, den jeder mal hat.

Der Kuchen voll Sahne zu fett,
wer macht so viel Butter denn rein?
Bekloppt, aber immer noch nett!
Das findet auch Mutti ganz fein!

Und immer herein mit der Speise!
Wir platzen, zerfetzen den Bauch!
Doch bitte, seid bitte ganz leise,
so ist es beim Platzen hier brauch!

Die Zeiten verzögern mein Denken,
indem sie verschwinden und geh’n.
Den Alltag, den kann ich nicht lenken,
doch kann er’s mit mir – wie wir seh’n.

Sonntag, 11. November 2007

Neulich beim Teufel

Ich fragte den Teufel – er lachte nur dämlich
und fragte mich: „Glaubst Du, der Teufel gibt Rat?
Und hilft euch Gestalten, die kleinlich und nämlich
bescheuert verehren die göttliche Saat?“

Ich meinte, dass er doch auch seinerseits sähte
und half, diese Welt in die Fugen zu schaffen,
dass seinerseits er nur das Aufpassen schmähte
und lieber sich hingibt, nach Engeln zu gaffen.

Da wurde er wütend und spie und erhitzte
sich sehr und verwies mich auf biblischen Text,
in dem es geschrieben steht: Gott allein schnitzte
dies Erdlein, warum wohl, sag, sei’s so verhext?

„Ich dachte,“, begann ich, „Du nanntest es Lüge?
Erzürntest Dich ob dieser Schmähung des Plans,
den Du mit erschaffen; dass Gott Dich betrüge?
Die Menschen zu blenden, ein Teil seines Wahns?“

Er zögerte, löschte die einsamen Flammen,
und druckste ein wenig und blödlich herum.
„Na ja,“, so beschied er, „ich will’s nicht verdammen,
ich merke, Du bist ja fürwahr nicht ganz dumm…“

„Tatsächlich gehört zu dem ewiglich Guten
und Schönen und tollen, oh, göttlichen Plan
auch immer das Böse, die Hölle samt Ruten,
samt Strafen, samt Teufel als Grauensdekan.“

„Na super!“, ersann ich, „Dann antworte bitte,
denn ich bin ein Wesen auf Deinem Projekt!
Und wenn Du behauptest, die wirkliche Mitte
entstünde, indem man Extremen sich streckt – “

„Der Gott für das Gute, der Teufel das Schlechte
und schon hat man alles geregelt, wie fein!
Doch das ist zu einfach, denn ehrlich: Das echte
Erschaffen – auch Bösens – ist nicht gar so klein!“

So saßen wir lange und sprachen und scherzten
und tranken den feurigen teuflischen Tee.
Bis schließlich wir unsere Uhren beherzten:
„Mensch Teufelchen,“, sagte ich, „spät schon – ich geh!“

Samstag, 10. November 2007

Für Nick Drake

Dieses Gedicht ist dem großen englischen Folk-Sänger Nick Drake gewidmet.
Niemand vermochte es wie er, derart wunderschöne Melodien und Arrangements mit einer solch umwerfend genauen und in's Innerste gehenden Poesie zu verbinden. Der Zauber seiner Musik und Sprache treffen noch 30 Jahre nach seinem tragischen Tod, der einem unerfüllten Leben folgte, mit einer Präzision den Hörer, die nur durch Kunst erreicht werden kann.
Seiner Größe gegenüberstehend, komme ich mir fast anmaßend vor, ihm auch nur irgendetwas zu widmen.





Du schriebst nicht Melodien, sangst nicht Töne;
Nein: Du zelebrierst Musik noch heut,
als ob sich alles Feine, wahrhaft Schöne
wiederfindet, seiner sich erfreut.

Zärtlich streichelst Du die kleinen Worte,
hauchst zur Hälfte, hälst sie scheu zurück,
und entlässt sie halb an ferne Orte,
weißt nicht, was sie bringen: Seelenglück.

Streicher untermalen Deine Stimme,
schwingen im Stakkato, nur um dann
im Klängeteppich schwimmend alles Schlimme
zu verdrängen, wie es nichts sonst kann.

Einzig eines stört Dein großes Sein:
Eintracht bringend starbst Du selbst allein.

Freitag, 9. November 2007

Schlacht

Wolkengleich, ein dunkelschwarzer Nebel.
Grollend schreit die feste Erde auf.
Tödliche Mechanik, wie ein Hebel,
der gelöst ward, steuernd diesen Lauf.

Wand am Horizont, die Welt verdeckend.
Heulend wird die blanke Luft verzerrt.
Schreie künden Blut in spe befleckend
von der Schlacht, die jeden Krieger ehrt.

Animalisch, wie ein Rudel Tiere.
Ohne Rast und unerträglich laut.
Und im Himmel schlitzen erste Schliere
totgebor’ner Pfeile Wolkenhaut.

Spitze Eisen tödlich scharfer Klingen
wippen in der Masse laufend mit.
Werden Elend jedem Fleische bringen,
das sich ihrer wert mit festem Schritt.

Näher, näher, schwarz sind alle Welten.
Auch Konturen stechen schon hervor.
Näher, kommt – den Hochmut zu vergelten
wird ein Fest, ein Mörderfest im Chor.

Eines nur. Und nur das wirklich Eine.
Muskelkraft von Menschen gegen sie.
So gesunde Arme, starke Beine.
Später dann entstellt. Und totes Vieh.

Donnerstag, 8. November 2007

Der einsamste König ist König der Herzen

Der einsamste König ist König der Herzen,
ein wenig ironisch die Menschen bemerkend,
wie groß ist der Reiz, es sich doch zu verscherzen,
doch wär‘ man nicht feige, die Masse so stärkend?

Er schüttelt die Hände gesichtsloser Männer
und streichelt die Bäuche der schwangeren Frauen,
die, schwanger von Hoffnung, sich schnell als Bekenner
benennen, doch zu atheistisch ergrauen.

Wer glaubt denn an Könige? Glaubt an Regime?
Wer folgt denn dem König, so gut er es meint?
Berührungen, sicher – doch niemals intime!
Der König hat oft schon aus Sehnsucht geweint…

Die ewige Frage in hämischem Bohren:
Was bringt Dir, das Gute für And’re zu schaffen?
Ein Kammergesang für die Welt ohne Ohren,
ein Kunstwerk, ästhetisch, das alle begaffen.

Er windet sich, tänzelt noch unsicher Schritte,
und kehrt dieser Unwelt den zierlichen Rücken.
Sekunden nur später erzittert die Bitte,
man möge gestatten, das Sein zu verzücken.

Der Widerspruch ärgert, er zwickt ihn, ihn neckend,
im Inneren treten Konflikte zutage,
die, ziegenvergleichbar die Füße ihm leckend,
erörtern die hässliche, ewige Frage.

Der König, er lässt es für heute bewenden,
er nimmt sich die Decke und legt sich in’s Bett
und traut sich, ein wenig der Zeit zu verschwenden,
die dafür nur gut ist – auch wenn er’s nicht hätt‘.

Mittwoch, 7. November 2007

Selbstwert

Ich bin ein Stück Dreck unter‘m Nagel der Welt,
die Fliege, die summend den Haufen umkreist.
Ein ekliger Fleck, der die Weste entstellt,
ein Schild, das die Menschen zum Untergang weist.

Du solltest mich meiden, ich bin der Verrat,
der Judas der Neuzeit, ein wertloses Stück.
Ich töte das Glück, überschreite den Grat
und führe das Elend den Menschen zurück.

Mein einziger Sinn ist, der Teufel zu sein,
all jenen, die dachten, wir ständen uns nah.
Enttäusche ich jeden, sieht jeder es ein:
Vertrauen kann niemand, wenn Unglück geschah.

Dienstag, 6. November 2007

Irgendwo ist sie, die Wahrheit

Du liest in anderer Menschen Benehmen,
als wär es ein Buch, alleine für dich.
Und dabei schreiben die anderen Menschen
doch meistens alleine für sich.

Du sprichst von anderer Menschen Umgebung,
als säh‘st Du die Welt als einzige klar.
Doch dabei sind Augen von anderen Menschen
für sich und die Ewigkeit wahr.

Du reibst Dich an anderer Menschen Versehen,
als hätten sie Dich mit Absicht bedreckt.
In Wahrheit merken die anderen Menschen
noch nicht einmal selbst den Defekt.

Ein niemand kann wirklich Dein Denken verstehen,
wie Du nicht verstehst, was andere lenkt.
D’rum maße Dir nicht die Wahrheit zu wissen
so an, als ob niemand sonst denkt.

Montag, 5. November 2007

Liebe im Verlauf

Unverblümte Phantasien,
unverschenkte Liebeslust,
unverschämte Sympathien
unter dieser liebend Brust.

Unverträumte Episoden,
unverhoffter Lebenskern,
unzertrennte Menschdioden
unternehmen vieles gern.

Unerwartet untergangen,
unverschönter Untergang,
unbeschreiblich unbefangen
unter Wert und ohne Klang.

Und dann steht man wieder fern,
ungesagter Melodien
Opfer, hatte ihn so gern,
nur sich selbst noch nicht verziehen.

Sonntag, 4. November 2007

Quälende Erinnerung

Ich muss mir befehlen, die Hexe zu brennen,
Gedanken benennen, was Unheil erschafft.
Ihr Feuer umgibt mich, der Feind voller Kraft
inmitten des Denkens, ich kann es nicht trennen!

Verrenne erbärmlich in furchtbaren Strängen,
erinnerungsschwanger erzittert die Hand
beim Schreiben, es fröstelt, mich quält dieses Band
des Bösen, die Fratzen im Feuer versengen!

Es ist es nicht wert! Oh, ich muss mir befehlen
doch endlich an anderes, Schönes zu denken!
Doch leider vermag ich das Sinnen nicht lenken,
ich kann mir das Unglück nicht wirksam verhehlen!

So sehe ich ein, was ich längst schon begriffen,
doch weiter verbarg vor der sehenden Welt:
Was immer geschehen, das fest einen hält:
Man muss es bekämpfen mit eisernen Griffen.

Samstag, 3. November 2007

Fehlgeschätzt

Im Strudel der Dinge, da hab‘ ich’s vergessen,
ein wenig vermessen, das gebe ich zu.
Doch kennst Du den Widerstreit der Interessen
nicht selber? Sag: Findet in Deinem Ermessen
denn niemand mal wirklich zur Ruh‘?

Es ist doch kein Zeugnis, es hat nichts zu sagen,
es ist kein Betragen zu kritischem Zweck.
Ich hab‘ es vergessen und will’s nicht mehr wagen,
was sollen die Zweifel, die hassvollen Fragen?
Ich krieg‘ doch den Fehler nicht weg!

Ich hätte es müssen und wenigstens sollen,
geschwollenes Reden ist fehl hier am Platz.
Jetzt kann ich’s nicht ändern, doch würde ich’s wollen,
doch bitte hör auf in den Klagen zu tollen,
in nachtragend-unfairer Hatz.

Ich bitte Dich: Lass es bewenden, üb‘ Gnade,
ich bin voller Makel und längst nicht perfekt.
Ich hab‘ übersehen (und finde es schade),
was wichtig Dir war – hab‘ Deine Ballade
mit Achtlosigkeiten befleckt.

Freitag, 2. November 2007

Eigentlich nicht schlimm

Es ist ja nichts Schlimmes dabei,
nur müsste ich wirklich schon lügen,
zu sagen, mein Leben sei frei,
zu sagen, es gäb‘ nichts zu rügen.

Es ist ja nichts Schlimmes dabei,
nur wäre es glatt übertrieben,
zu sagen, es gäb‘ allerlei,
das wert ist für mich, es zu lieben.

Es ist ja nichts Schlimmes dabei,
nur kann sich die Lüge nicht fügen,
zu sagen, das Weltengeschrei
vermochte mich nicht zu betrüben.

Es ist ja nichts Schlimmes dabei,
es könnte auch noch schlimmer sein.
Doch wünscht‘ ich mir, wir wären zwei
und bleibe doch letztlich allein.

Donnerstag, 1. November 2007

Der schönste Lehrer

Die Wege zu guter Musik sind auch jene,
die guten Charakter am Ende erreichen.
Sie wandernd genieße ich, denke und wähne
den Rhythmus als Herzschlag, die Stimme als Zeichen.

Und stets ohnegleichen erklingen mir Töne
aus Stimmung voll Wehmut, voll reichem Gefühl.
Sie sind mir das Leben, sind Töchter und Söhne
der wichtigen Weisheit im Lebensgewühl.

In kurzen Minuten, so flüchtig wie dauernd,
eröffnen sich Wege, erscheint mir ein Ziel.
Gedanken wie Tiere, auf Beutezug lauernd,
befallen mich, wie mich die Liebe befiel.

So finde ich Dinge, die niemand mir zeigte,
weil niemand sie wirklich zu zeigen vermag.
Musik als ein Lehrer und wir als Geneigte,
das Ahnen gelernt, das in Tonfolgen lag.

Mittwoch, 31. Oktober 2007

Fern(e )Beziehung

Klammer Dich an Deinen Lebensast,
Du treibst
In Sphären, die Du selber manchmal hasst,
doch bleibst
Dir treu auf diesem unheilvollen Grat
und räumst
Dir ein: Der Boden karg und schlecht die Saat
und träumst…

Und träumst von den Momenten, die er schenkt,
verzeihst
der Gram, der Schwäche, die sich zu Dir denkt,
und leihst
Dir alle Kraft der Welt in dem Moment
und meinst,
dass niemand dieses wahre Lieben kennt
und weinst.

Und später, wenn man liegt und lächelt kess,
ganz bar,
dann liebst Du ihn, bist glücklich, sagst Dir: Es
ist wahr.

Dienstag, 30. Oktober 2007

Brief an Gott

Lieber Gott,








als Teufel.

Wenn Arschlöcher diskutieren

dein Schuldspruch schallt wie Peitschen durch den Raum,
dein fettes Grinsen maßt sich alles an,
das irgendwie ein Urteil werden kann,
dich selbst hingegen fragst du Götze nicht.

Und nicht im Traum wird Toleranz geübt,
wenn anderer sich Meinung zag erlaubt.
Die Stimme schnellt gen Himmel, dreist und raubt
das Fundament – Ideenbild getrübt.

Doch zweifelt jemand (und nicht ohne Grund)
an Worten, die aus deinem lauten Mund
entstammen, wird sich grandios empört!

Dann bist du halt perfekt – und da, wo nicht,
noch stolz darauf, dein Gegner nur ein Wicht,
der nicht in deine Perversion gehört.

Montag, 29. Oktober 2007

Bewundern mag übertreiben, doch wenn es ehrlich ist...

Katzenaugen funkeln wie Smaragde,
stechend tiefes Grün, das mich besticht.
Voll Facetten seh‘ ich tausend Akte,
deren Eigensinn mich längst schon packte,
packend wie im Dunkel trübes Licht.

Dieses Lächeln lockt mich so verhalten,
und verheißt mir alles – heißt auch: Nichts.
Darum will man dieser Schönheit walten,
selbst sich dieser Schönheit so entfalten;
Teil der Schönheit, Teil des warmen Lichts.

Gib mir nichts, doch bleib in meiner Nähe,
zeig, indem Du bist, was Anmut ist!
Und verzeih mir, wenn ich Lobe sähe,
Komplimente streue als Trophäe,
die Dich niemals ernsthaftig bemisst.

Sonntag, 28. Oktober 2007

Ewiges Wähnen

Es ist ein Traum! Sag: Ist es Wirklichkeit?
Verhält sich diese Existenz zu mir?
Denn dieser Raum, der alle Pflichten freit,
versammelt gleichsam alle Pflichten hier.

Im Kegel dieses Dunkel scheint ein Licht,
das alle Ebenen entblößt wie Glas
und gnadenlos durch Haut und Hüllen bricht,
es sticht in ein nicht klar benanntes Maß.

Im Wähnen, klugen Wähnen bin ich dumm,
denn seh‘ ich nicht: Ein Schauspiel nimmt uns mit!
Und spielend drehe ich den Zeiger um,
der alles kommentiert auf Schritt und Tritt.

Es folgt das stille Summen, stummer Ton,
ein Lied, das niemand kennt und ohne Takt.
Verlegenheit erstrahlt – und geht auch schon,
belässt mich schweigend dem bescheid’nen Pakt.

Samstag, 27. Oktober 2007

Stiller Bewunderer stiller Szenerie

Der Schatten einer stillen Amazone,
verheißend den Besucher, der dort steht,
im Stillen seine Blicke klug verweht,
dient edel jenem höchsten Baum zur Krone.

Gleich Wasser schwimmt die Wolkendecke träge,
verhüllt schon bald den Mond, des weißes Licht
so rein von neuem strahlt, durch ihn erst sticht
der Schatten Schönheit in die Himmelsschräge.

Von alledem verzaubert steht das Wesen
inmitten dieser nächtlichen Natur,
als wollte es den Sinn der Welt erlesen.

Es leidet fast vor Schönheit allerorten,
noch nie sah dieses Reh solch Szene pur –
entfremdet dieser Welt mit ihren Worten.

Freitag, 26. Oktober 2007

Vor Resignation verwirrt

Es tragen zitternd Sternensplitter
meine Wünsche mit sich fort.
Ein dumpfer Schrei, ein Denkgewitter,
danach nur noch stiller Mord.

Tote Finger greifen Hoffen,
totes Hoffen, fingerlos.
Alles ist jetzt wieder offen,
alles ist so bar und bloß.

Tausend Stunden später liegend,
sehe ich zum ersten Mal,
was mich vorher, gleitend, fliegend,
stets umgab als Trauerschal.

Solchermaßen resignierend,
scheint mir jedes Wort zu viel.
Dennoch sprech‘ ich, Wünsche frierend,
ohne Unterlass und Ziel.

Donnerstag, 25. Oktober 2007

Hinter diesen Augen oder: Unbefriedigt

Das Augenlid verbirgt ein schlimmes Tosen
von Blitzen, Donnern allen Farben Kind,
die Götter der Natur vollziehen Posen,
im Inner’n ein Konflikt, des Bild sie sind.

Oh, hinter diesen Augen, diesem Funkeln
entsteht ein Wirbelsturm verletzten Traums.
Ein Wirrwarr schreit sein gottverlass’nes Munkeln
in Weiten eines chaostollen Raums.

So streiten denn die grundlos Hasserfüllten
im Inneren des Menschen immerdar
und wünschen sich, noch während sie so brüllten,
dass alles grundlos besser wieder war.

Mittwoch, 24. Oktober 2007

Techtelmechtel

Du streichelst meine Schenkel und ich ahne.
Es ist schon etwas länger her – Du weißt.
Und doch ist das egal. Auch darum mahne
ich nicht, weil Du mich zwanglos neu verheißt.

Die Hand im Auf und Ab, ein weiches Schlingen,
als wär‘ es ausversehen, streift sie ihn.
Und alle Spannung muss ich niederringen,
um nicht sogleich die Kleiderauszuzieh’n.

Triumph der Sinne, kommt das Streicheln näher,
Verlust des Lebens, geht es wieder fort.
Mit jedem Kommen kommt sie etwas eher,
verweilt ein wenig länger hier und dort.

Aus kleinem Spiel wird ernst nur in Minuten,
denn irgendwann, da will man explodier’n.
Man meint, es sei schon fast zu viel des Guten,
nach all dem Streicheln sollte man forcier’n!

Und endlich doch die Hände richtig führen,
und spür’n, was nur ein Partner spüren darf.
Man sagt sich Worte, will sich fest berühren,
und findet sich mit einmal „heiß“ und „scharf“.

Und wenig später liegt man beieinander
und ist sich, seiner Ruhe einig, still.
Das hält dann, bis die Hände wieder wandern
und man von Neuem Altes neuern will.

Dienstag, 23. Oktober 2007

Kehrtwende

Die schwarze Nacht läuft flüssig aus der Spitze
und klobig rinnen Tropfen auf das Blatt,
auf das ich sinnverloren Striche ritze,
Kerben – eines wahren Textes statt.

Man mag es Anmut nennen, mag es schätzen.
Doch saugt sich das Papier nur voll mit Hass,
die trägen Pfützen sollen Sinne ätzen,
auf dass ich’s Fühlen bald zur Gänze lass‘.

Ein Füller, früher Zeichen wohler Werte,
graviert in dieses dumme Weiß den Tag,
an dem ich mich das Leben wahrhaft lehrte,
seit dem ich schwarze Hässlichkeiten mag.

Montag, 22. Oktober 2007

Langeweile

Die Zeit verharrt, verrinnt in trägem Schlummern,
die Luft steht tief gebeugt und schläft bald ein.
Der erste Atemzug von tausend Nummern
entsteht von Neuem, wird auch letzter sein.

Gedanken strecken sich so in die Länge,
bis transparent und faserig vergeht,
was eben kurz gedacht, die kleine Menge
wird aufgefüllt mit Nichts, die Zeit, sie steht.

Die Welt verweigert sich des Weiterdrehens,
als Standbild, stilles Leben, harrt sie aus.
Ein Windhauch ohne Ahnung jeden Wehens
zieht ungeweht durch dieses leere Haus.

Befolgend seinen Auftrag ohne Thema,
vergeht der Tag so langsam wie er kam.
Er folgt dem immergleichen Tagesschema,
das tausend Stunden heut in eine nahm.

Sonntag, 21. Oktober 2007

Nachts baden, alleine

Das Himmelslicht im reinsten aller Spiegel,
die Reflektion erst zeigt die Silhouette,
dort ein Körper: Reglos wie ein Ziegel,
federartig schwebend wie im Bette.

Leichtes Wehen streift die Uferbäume,
Blätterrascheln hinterlegt die Stille,
auf dem Wasser erst ein Saum, dann Säume
ohne Zahl, des Windes Stift sein Wille.

Und kleine Kreise klarer Perfektion
umranden zwei, drei Blätter in der Leere –
nun im Wasser, Boote ohne Ton,
scheinen sie zu gleiten ohne Schwere.

Warmes Wasser, Speicher jener Wärme,
die der Tag geschenkt, die ihn begonnen,
schmeichelt ihren Zügen, alle Lärme
dieser Welt sind fern und längst entronnen.

Auf dem Rücken treibend, dort, alleine,
wirkt sie wie ein Geist aus fremden Welten,
einsam und genießend, diese reine,
klare Schönheit, die nur hier kann gelten.

Das Himmelslicht im Wasser reflektierend,
scheint der See, der Ort an sich vollkommen.
Sie, als Mensch für sich die Szene zierend,
hat sich einen Traum zur Nacht genommen.

Samstag, 20. Oktober 2007

Der stärkste Kompromiss

Die Woche der Sonette, wie mir scheint...sie drängen sich mir auf. Aber das stört bei schönen Frauen ja auch nicht.



In meinen Händen bist Du wieder Kind,
entwickelst wieder jene junge Kraft,
jenen jugendlichen Lebenssaft,
den zu finden alle suchend sind.

Auch ich bin Kind bei Deinem starken Sein,
verletzlich wird mein Kern aus Fleisch und Blut,
mit Schwäche schenke ich das höchste Gut
Dir Führenden – verwundbar bin ich Dein.

Und doch – wir machen beide starke Schritte
und beide sind wir sicher, sattelfest,
ein Kern aus Selbstbewusstsein in der Mitte.

Welch schöne Schwächung, die ich liebend nutz‘:
Dir bin ich nackt. Bedingungslos. Kein Rest.
Nach außen dann ein Mantel Ich zum Schutz.

Freitag, 19. Oktober 2007

Streites Echo

Langsam nur behaupten sich die Splitter,
dringen in die Wirklichkeit hinein.
Drüben die Karaffe, dort der Wein.
Die Sekunden schmecken dumpf und bitter.

Flecken auf dem Teppich, an den Wänden,
blutig malt die Flüssigkeit sich hin.
Welch Bedeutung, welch ein schwarzer Sinn,
zitternd steht die Luft und sind die Hände.

Später wird der Streit zu einem Schatten,
der verblasst, je dunkler er verweilt:
Lichte Hoffnung, die sie beide hatten.

Doch vergessen wird der Wein nie werden,
das Liquid hat viel zu fest verkeilt,
was sie trennt – im Himmel, so auf Erden.

Donnerstag, 18. Oktober 2007

Gewissen

Mein Blick entwindet sich der tausend Fragen,
gespielter Stolz entwirft sich durch den Raum,
erlischt die Augen – nur die Zweifel kaum.
Beseitigt nicht das stille Unbehagen.

Im Zwielicht badend mag man sich verstecken,
die Antwort schuldig bleibend wie ein Dieb.
Die Sprache wird sich irgendwann entdecken,
nachdem sie mir zu Abwehr schweigend blieb.

Doch später, wenn die Nacht die Sonne richtet,
später, wenn kein Laut das Urteil stört,
später, wenn das Schwarz mein Haus verdichtet,

dann kann ich nicht bestreiten, was geschehen,
die ganze Zeit im Spiegel schon gesehen:
Ein Schrei! Doch bleibt mein Wahnsinn unerhört.

Mittwoch, 17. Oktober 2007

Mal eben um den Verstand geträumt

Traumbewirkte Pressgedanken
streifen mir die Wahrheit ab.
Abgestreifte Wahrheitsranken
wachsen aus dem Klarheitsgrab.

Raumbestärkte Schaumtendenzen,
durch Erwachen aufgebauscht,
tauschen meine Faktengrenzen
flauschig aus, ich bin berauscht!

Dauernd laufen Austauschschüler
durch mein Hirn und raufen dort,
spielen fangen, strecken Fühler
nach der Wahrheit Heimatort.

Solchermaßen mich verlaufend
stoppe ich den Irrsinnslauf.
Mich dann kurz zusammenraufend
wache ich, noch schnaufend, auf.